Die Rams leben den Traum vom zweiten Super-Bowl-Sieg nach 2000 (23:16 noch als St. Louis Rams gegen die Titans)! Los Angeles um Quarterback Matthew Stafford überwand beim intensiven Schlagabtausch mit den San Francisco 49ers zunächst einen 7:17-Rückstand und profitierte am Ende beim 20:17 von einem Fehler von Jimmy Garoppolo.
Den Super-Bowl-Einzug unter Dach und Fach gebracht:Cooper Kupp, Matthew Stafford und die Rams. Getty Images
Was war nicht alles im Vorfeld dieses kalifornischen Duells über 49ers-Quarterback Jimmy Garoppolo diskutiert worden. Der seit 2017 in San Francisco beschäftigte Ex-Spielmacher der New England Patriots und Ex-Lehrling von Tom Brady würde definitiv den ein oder anderen Fehler machen und das Spiel gegen die star-besetzten Rams eventuell deswegen nicht zugunsten seiner Farben entscheiden können.
Doch der 30-Jährige lieferte konzentriert über weite Strecken (ein paar gefährliche Pässe waren immer mal wieder dabei) ab - genauso wie seine Nebenmänner, die Special Teams und auch die Defense aus San Fran. Alles initiiert von Head Coach Kyle Shanahan, der sich nach sechs Siegen in Folge gegen seinen früheren Trainerkollegen in Washington, Sean McVay, erneut bestens vorbereitet präsentierte.
Los ging's im Sofi Stadium aber zunächst mit nervösem Beginn auf beiden Seiten und einem starken Drive der Rams über Running Back Cam Akers oder die Star-Receiver Cooper Kupp und Odell Beckham Jr. Doch angekommen in der "Red Zone" leistete sich der vor der Saison extra für teures Kapital aus Detroit geholte Top-Quarterback Matthew Stafford eine Interception - Safety Jimmie Ward fing das "Ei". Ob's an der Atmosphäre lag? Denn im Super-Bowl-Austragungsort sorgten angereiste Niners-Fans in Massen erneut wie schon in Week 18 für absolute Heimspielatmosphäre (Rams wollten mit Ticketkauflimitierungen solch ein Szenario eigentlich noch bestmöglich verhindern).
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01:24:14 Stunden
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Punkte sollte die Interception aber auch zunächst für die Niners, die sich gegen die bissige Defense aus L.A. rund um den bulligen Defensive End Aaron Donald die Zähne ausbissen, nicht einbringen. Wie schon eine Woche zuvor im eisigen Lambeau Field zu Green Bay (13:10) deutete sich mit Beteiligung der 49ers ein zähes Ringen ums Weiterkommen an, wo Kleinigkeiten die Entscheidung bringen würden.
Stafford, Kupp, 7:0-Führung
Nach den ersten 15 Minuten stand es ebenso 0:0 wie auch noch tief bis ins zweite Quarter hinein. Auf gute Szenen hatte die jeweilige Abwehr immer wieder Antworten für Stopps in petto. So auch nach einem weiteren guten Drive der Gastgeber aus L.A., als Defensive End Nick Bosa mit einem "Sack" für Stafford mächtig Yard-Verlust provozierte. Beim folgenden "3rd&13" machten die Rams aber erstmals kurzen Prozess: Stafford warf bärenstark für 16 Yards tief rechts in die Endzone zum souverän fangenden Top-Receiver Cooper Kupp. Und so wurde ein doch sehr starker Drive über 97 Yards, 9:33 Minuten und mit insgesamt 18 Plays (allesamt Saisonbestwerte für Los Angeles) mit 7:0 abgeschlossen.
Garoppolo, Deebo, 7:7-Ausgleich und 10:7-Führung
Nun war der Gast erstmals richtig gefragt - und sollte liefern: Garoppolo fand auf der linken Seite erst Brandon Aiyuk für 31 Yards, ehe ein kurzes Zuspiel auf Allrounder Deebo Samuel folgte. Und der vielseitige Athlet, der als gelernter Wide Receiver oft auch als Running Back zum Einsatz kommt und so in dieser Saison mächtig überzeugte hatte, ließ jeden Gegner über 44 Yards stehen und sprang zum 7:7-Ausgleich in die Endzone. Das Feuer dieses kalifornischen Duells zweier Rivalen kochte damit auch in Form von Punkten immer mehr auf.
Auf der anderen Seite verpasste kurz darauf Rookie-Receiver Ben Skowronek nach einem Geschoss von Stafford den eigentlich machbaren Touchdown zur erneuten Führung. So sprang für die Hausherren nur ein Field-Goal-Versuch aus stolzen 54 Yards von Matt Gay heraus - und der 27-Jährige vergab das mögliche 10:7, das kurz vor der Pause auf der anderen Seite nach einem weiteren guten Drive mit einigen Garoppolo-Pässen etwa auf Top-Tight-End George Kittle für elf Yards fallen sollte. Kicker Robbie Gould (39) verwandelte aus 38 Yards.
Kittle lässt die Niners schweben
Nach Wiederbeginn, genauer gesagt 7:53 Minuten vor Ende des dritten Viertels, kam es im SoFi Stadium erneut zu lauten Jubelstürmen der vielen, vielen 49ers-Fans. Der Grund: Bei einem ausgespielten vierten Versuch misslang ein Quarterback Sneak von Stafford (anschließende Challenge von Head Coach McVay schlug zudem schief), sodass die Gäste aus San Francisco fast an der Mittellinie den Ball übernahmen. Somit lief bei Los Angeles, das zu diesem Zeitpunkt minus zwei Yards seit Start von Quarter Nummer drei hatte, wenig zusammen. Auch von der hochgelobten Defense um Donald, Von Miller, Jalen Ramsey oder dem aus dem Ruhestand geholten Eric Weddle (37) kam unter den Augen von bekannten Gästen wie NBA- und Lakers-Legende Earvin "Magic" Johnson oder Hollywood-Ikone Leonardo DiCaprio zu wenig.
Im Gegensatz zu den Niners, wo der omnipräsente Deebo Samuel (am Ende 72 Receiving Yards, 26 Rushing Yards, ein TD) trotz eines zwischenzeitlich harten Tacklings inklusive langer Behandlungspause mit seinen Nebenmännern aufdrehte. Genauso auch Garoppolo, der einen feinen Wurf über 16 Yards links in die Endzone beim stark hochsteigenden Tight End Kittle anbrachte. Catch, kurzer ausgiebiger Jubel, Extrapunkt - und die klare 17:7-Führung stand in den Büchern. Lange Gesichter bei den Rams-Fans waren die Folge.
Vertane Interception, Ausgleich und der fatale Garoppolo-Fehler
Hat gut gespielt, am Ende aber mit dem einen Fehler den Super-Bowl-Einzug für die Rams besiegelt: 49ers-Quarterback Jimmy Garoppolo. Getty ImagesZumal sich ihr Team von diesem Rückstand erst einmal nicht zu erholen wusste, es fehlte an Mitteln und auch an klaren Ideen, die gierige Defense der Gäste ernsthaft sowie regelmäßig auszuhebeln. Der Verlust von zwei Auszeiten noch vor Beginn des vierten Viertels half ebenfalls nicht. Erst ein guter Drive über 75 Yards samt cleverem Touchdown-Pass von Stafford auf Kupp (elf Yards) holte den schlafenden Riesen aus der Tristesse - 14:17 hieß es im Anschluss, alles schien wieder offen. Zwar verspielten die Rams darauf auch ihre dritte Auszeit (nächste Challenge bei einem angeblichen Fumble von Fullback Kyle Juszczyk verbraten) - und eigentlich hätte es kurz darauf nach einem wilden Wurf von Stafford eine Interception von Safety Jaquiski Tartt geben müssen. Doch weil das nicht passierte, ging es weiter mit dem Ball. Das verhalf dem Team mit einem Field Goal von Kicker Gay aus 40 Yards zum 17:17 etwas mehr als sechs Minuten vor Spielende.
Und weil daraufhin bei den Profis aus San Fran nichts zusammenlief, sollte kurz darauf Kicker Gay erneut verwandeln - 1:46 Minuten vor Ablauf der Uhr stellte er aus 30 Yards zur 20:17-Führung nach zwischenzeitlichem 7:17-Rückstand. Damit war die Sache klar: Die 49ers mussten noch einmal etwas Großes erreichen, um den eigentlich schon fast sicheren Finaleinzug zu meistern. Spielmacher Garoppolo war dabei vor allem zusammen mit Deebo Samuel gefragt. Doch genau hier unterlief "Jimmy G" sein für viele Beobachter obligatorischer, typischer Fehler (232 Yards, zwei TDs, eine Int.). Mit mächtig Druck von Donald & Co. konfrontiert warf der Quarterback der Ball weg - und letztlich in die Arme von Linebacker Travin Howard. Damit war das Ding geritzt, Stafford (337 Yards, zwei TDs, eine Int.) musste nur noch abknien, tat das und freute sich in seinem ersten Jahr im Dress der Rams direkt über das große, übergeordnete Ziel.
Denn damit stand der Super Bowl in seiner 56. Auflage (LVI) fest: L.A. trifft in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar (0.30 Uhr MEZ, LIVE!-Ticker bei kicker) auf die in dieser Saison mächtig überraschenden Cincinnati Bengals, die zuvor nach einer überragenden Aufholjagd nach 3:21-Rückstand mit 27:24 in der Verlängerung bei den Kansas City Chiefs um Star-Quarterback Patrick Mahomes gewannen.
Markus Grillenberger